
Wie die »South China Morning Post« (SCMP; Hongkong) berichtete, starteten am 14. Mai an Bord einer zweistufigen Trägerrakete des Typs Langer-Marsch-2D vom Kosmodrom Jiuquan im Nordwesten Chinas unter der Leitung der Unternehmen ADA Space und Zhejiang Lab, die ersten zwölf einer Flotte von insgesamt 2.800 geplanten Satelliten, die eines Tages die sogenannte »Three-Body Computing Constellation« bilden sollen.
Das orbitale Supercomputer-Netzwerk wird nach seiner Fertigstellung eine schnelle Datenverarbeitung im Orbit ermöglichen, so dass terrestrische Computeranlagen nicht mehr benötigt werden, um Informationen zur Erde und anschließend wieder zurück ins All zu übertragen. Es benötigt auch nicht die Unmengen an Wasser, die bodengebundene Rechenzentren zur Kühlung benötigen.
Jeder Satellit, so die SCMP, befördere ein KI-Modell mit acht Milliarden Parametern, das Rohdaten im Orbit verarbeiten könne. Nach ihrer Fertigstellung soll die Satelliten-Konstellation Echtzeit-Datenverarbeitung im Orbit mit einer Gesamtrechenkapazität von 1.000 Petaoperationen pro Sekunde (POPS) – also einer Trillion Operationen in der Sekunde – durchführen können. Damit dürfte sie mit den leistungsstärksten »irdischen Supercomputern« konkurrieren können.
Jeder Satellit trägt laut einer Erklärung des Start-ups ADA Space, einzigartige wissenschaftliche Nutzlasten, die alles können sollen, von der Erkennung von Gammastrahlenausbrüchen bis zur Erstellung »digitaler Zwillinge« der Erdtopografie für Rettungsdienste und andere Branchen.
Obwohl das Konzept des Orbital Computing nichts Neues ist, handelt es sich bei diesem Projekt, wie der Harvard-Astronom Jonathan McDowell gegenüber der SCMP erklärte, um »den ersten substanziellen Flugtest« dieses Vorhabens.
Wie McDowell betonte, liegen theoretische Weltraum-Cloud-Computing-Projekte derzeit »sehr im Trend«, und private Unternehmen wie Axiom Space und Blue Origin (von Amazon-Chef Jeff Bezos) planen ihre eigenen orbitalen Computing-Satelliten.
Im Gegensatz zu bodengebundenen Rechenzentren, die der Internationalen Energieagentur zufolge bis 2026 voraussichtlich weltweit so viel Energie verbrauchen werden wie ganz Japan, können laut McDowell, orbitale Rechenzentren »Solarenergie nutzen und ihre Wärme in den Weltraum abstrahlen, wodurch der Energiebedarf und der CO2-Fußabdruck reduziert werden«.
Mit dem Start der ersten von 2.800 Satelliten verschafft Chinas orbitaler Supercomputer dem Land beim Wettlauf ins All einen Vorsprung gegenüber dem Rivalen USA. Allerdings ist noch nicht abzusehen, wer letztlich als Erster über die Ziellinie kommt.
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